Schöpfungsandachten 2022

Gedanken zum 16. Dezember 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Das Licht scheint in der Finsternis

Dunkle Zeiten erleben wir. Unsere gute alte Erde hat Grund zum Klagen. Gottes Schöpfung seufzt und sehnt sich nach Erlösung. Nichts ist besser geworden im zu Ende gehenden Jahr, im Gegenteil. Krieg und Energiekrise haben die Klimakrise weiter verschlimmert.

Wir scheinen weiter denn je entfernt zu sein von der dringend nötigen Umkehr. Wir Menschen setzen unseren selbstzerstörerischen Kurs fort und rasen sehenden Auges auf den Abgrund zu. Es ist zum Verzweifeln.

Aufgeben? Resignieren? Das kann nicht die Antwort aus unserem Gottvertrauen sein. Schon gar nicht in diesen adventlichen und weihnachtlichen Tagen. Allen begründeten Untergangsszenarios zum Trotz ist da eine Hoffnung lebendig, die nicht aus uns selber kommt.

„Das Licht scheint in der Finsternis“ heißt es am Beginn des Johannes-Evangeliums. Jesus Christus ist dieses Licht., das an Weihnachten in unsere Welt mit ihrer großen Finsternis kommt. Es leuchtet nicht nur uns Menschen, sondern der ganzen Schöpfung, die Gott in seinen Heilswillen einschließt. Um uns das zu zeigen, ist Gott nicht im Himmel geblieben, sondern selber Mensch geworden und hat auf der Erde gelebt.

Gott liebt diese Welt. Sie ist ihm eine Herzensangelegenheit. Er wird sie deshalb ganz sicher nicht verloren geben. In dieser weihnachtlichen Gewissheit ist unser Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung nicht vergeblich, auch wenn es auf dieser Welt noch so finster aussieht.

Am Ende wird Gottes Licht alle Finsternis endgültig hell machen. Wir werden dann im Einklang mit Gott, mit uns selber, mit anderen Menschen und mit der ganzen Schöpfung in seinem Licht leben.


Gedanken zum 25. November 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Zwischen Ende und Anfang

adventlicher Weg
Bildrechte Ralf Honig

Zwischen Ewigkeitssonntag und 1. Advent befinden wir uns in dieser Woche. Zwischen dem letzten Sonntag des alten Kirchenjahres und dem ersten des neuen. Zwischen Ende und Anfang. Beide hängen zusammen und haben etwas mit großer Hoffnung gegen allen Augenschein zu tun.

Wir haben unserer Verstorbenen gedacht und wissen sie in Gottes Ewigkeit geborgen. Jetzt erwarten wir das Neue, das mit Jesu Ankunft in unserer Welt begonnen hat. Es ist der Grund für unsere Hoffnung auch über den Tod hinaus ist und wird mit Jesu Wiederkunft vollendet sein. Am Sonntag beginnt die Adventszeit, die nicht nur an die Vergangenheit erinnert, sondern zukunftsorientiert ist.

Zwischen Ende und Anfang befinden nicht nur wir Menschen uns. Gottes ganz bedrohte Schöpfung lebt in dieser Spannung. Wir haben sie ausgebeutet und uns auch selber dadurch dem eigenen Untergang nahegebracht. Gott aber schließt auch die Schöpfung in seinen Shalom ein. Auch alle Pflanzen und Tiere sind fest in sein Gedächtnis eingeschrieben. Auch ihnen leuchtet Gottes adventliches Licht. So wie die Schafe auf unserem Altar sind sie mit uns auf dem Weg zur Weihnachtskrippe.

Die Vollendung aller Dinge wird eine Neuschöpfung Gottes sein, ein neuer Himmel und eine neue Erde, wie es am Schluss der Bibel in der Offenbarung des Johannes heißt. Gerade weil wir  Menschen selber Teil der Schöpfung sind, können wir auch jetzt und hier von diesem Ziel her leben. Wir befinden uns hoffentlich auch in dieser Hinsicht zwischen Ende und Anfang, dem Ende der Ausbeutung von Gottes Schöpfung und dem Anfang eines Lebens im Einklang mit ihr.
 

Gedanken zum 21. Oktober 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Vertraut den neuen Wegen

Bildrechte beim Autor

Herbst ist Wanderzeit. Viele zieht es in die Berge. Wenn der Himmel aufreißt, bieten sich hoch oben atemberaubende Ausblicke und erschließen sich neue Horizonte. Dankbarkeit für Gottes schöne Welt erfüllt die Herzen der Wandernden, die das alles nicht als selbstverständlich hinnehmen.

Sich hohe Ziele stecken, sich gut ausgerüstet auf den Weg machen und dadurch neue Horizonte entdecken - das ist auch ein schönes Bild für die anspruchsvolle Aufgabe, Wege aus der Klimakrise hin zur Bewahrung der Schöpfung zu finden.

Nicht zu klein denken, nicht ängstlich verharren, sondern mutig loslaufen und den neuen Wegen vertrauen, die Gott uns auch in dieser wichtigen Menschheitsfrage zeigen möchte. Er will, dass wir Antworten und Lösungen finden. Und er lässt uns dabei nicht allein, sondern geht selber mit uns. Diese Gewissheit soll uns Mut machen und die Hoffnung stärken, dass es noch nicht zu spät ist.

Mit dem schönen Lied aus unserem Gesangbuch können wir uns also selber Mut machen:

Vertraut den neuen Wegen
 
Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist,
weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt.
Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand,
sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.

Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit!
Gott will das ihr ein Segen für seine Erde seid.
Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht,
der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.

Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.

Klaus Peter Hertzsch
EG 395, 1-3


Gedanken zum 23. September 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Klimastreik
Bildrechte Ralf Honig

Ein Blick auf den Königsplatz in München bei der letztjährigen „Fridays for Future“-Demonstration. Seitdem ist schon wieder ein ganzes Jahr vergangen. Am 23. September 2022 war der nächste globale Tag des Klimastreiks. Es gab weltweit wieder Kundgebungen und Aktionen, auch hier in München.

Alles ist im letzten Jahr noch schlimmer geworden. Neben der Pandemie haben auch der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise die Brisanz des Themas zurückgedrängt, obwohl doch alles miteinander zusammenhängt. Unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und von autokratischen Unrechtsstaaten haben ganz viel zu tun mit unserem gedankenlosen und selbstzerstörerischen Lebensstil. Die Krisen sind Symptome davon.

Es ist so wichtig, das Thema wieder in den Vordergrund zu rücken. Nur so können wir den CO2-Ausstoß drastisch reduzieren und eine weitere Erderhitzung um mehr als 1,5°C verhindern. Wir fragen uns: Gibt es berechtigte Hoffnung, dass wir das schaffen? Manchmal ist es einfach nur zum Heulen und zum Resignieren.

Dennoch ist neben allem verzweifelten Suchen nach Lösungen auch unser Gebet ein Hoffnungszeichen. Wir wissen: Allein kriegen wir es nicht hin. Wir bringen unsere Klagen und unser Erschrecken über uns selber vor Gott und hoffen auf sein rettendes Eingreifen. Wir hoffen, dass er uns und seine schöne Erde noch nicht aufgegeben hat. Trotz aller Untergangsszenarien zählen wir darauf, dass Gott uns Wege der Umkehr zeigt. Und auch darauf, dass bei ihm wirklich auch das unmöglich Scheinende möglich ist.

 

Gedanken zum 26. August 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Wasser ist Leben

Viele von uns zieht es in diesen Sommertagen ans Wasser. Urlaub am Meer, an unseren schönen bayerischen Seen, aber auch an der Isar oder an irgendeinem kleinen Gewässer ist einfach schön und steht für Erholung pur. Das ist sicher nicht zufällig so. Wasser ist ja ein Lebenselixier, nicht nur für uns Menschen, sondern auch für Pflanzen und Tiere. Ohne Wasser kann Gottes ganze Schöpfung nicht existieren.

Wasser ist Leben
Bildrechte Ralf Honig

Was für ein Segen, wenn alle Kreaturen Wasser haben: zum Trinken, zum Erfrischen und Rei-nigen, aber auch zum Wachsen und Gedeihen. Und was für ein Segen, wenn wir es im genau richtigen Maß geschenkt bekommen: Als Wachstumsregen - nicht als Überschwemmungsflut. Wir spüren heute deutlich, dass das auch hier in unseren gemäßigten Breiten immer weniger selbstverständlich ist. Extremwetterereignisse wie Hitze- und Dürreperioden nehmen zu, gefolgt von zerstörerischen Unwettern. Wir wissen, dass das ein deutliches Zeichen der Klimakrise ist, die wir selber herbeigeführt haben und die Gottes lebensdienlichem Willen widerspricht.

Gerade die sommerliche Freude am Wasser kann uns in dieser Ferienzeit den Wert dieses Elements neu bewusst machen. Nicht zufällig sind wir auch mit Wasser getauft. Als aus der Taufe Gehobene sind wir innerlich gereinigt und wie neugeboren. Die Taufe ist ein Zeichen für das neue Leben im Einklang mit Gott und seiner guten Schöpfung. In diesem Sinn können wir uns immer wieder an unsere Taufe erinnern lassen, das Wasser wertschätzen und unseren selbstzerstörerischen Lebensstil ändern. Wir können neu beginnen. Gottes gute Schöpfung wird es uns danken.

 

Gedanken zum 24. Juni 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Der Tag Johannes des Täufers

Der Juni neigt sich dem Ende zu. Das erste Halbjahr 2022 ist bald vorbei. Halbzeit. Und heute ist der 24. Juni - in einem halben Jahr ist Heiliger Abend und wir feiern an Weihnachten die Geburt Jesu.

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Der 24. Juni ist auch der Tag der Geburt Johannes des Täufers. Er war der Vorbote, der Wegbereiter Jesu. Als Einsiedler lebte er in der Wüste, trug ein Gewand aus Kamelhaar und ernährte sich von wildem Honig und Heuschrecken.

Und er hatte eine Botschaft: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nah herbeigekommen!“ Umkehren, das bedeutet: Den Sinn ändern, eine neue Richtung des Denkens und Handelns in Gottes Namen einschlagen. So sollten damals die Menschen dem Messias den Weg bereiten. Und viele ließen sich als äußeres Zeichen der Umkehr von Johannes im Jordan taufen. Wie das Wasser den Menschen äußerlich reinigt, so tut es die Taufe von innen heraus.

In Jesus Christus ist der Messias, der Retter in die Welt gekommen, den Johannes angekündigt hatte. Auch er redet von Umkehr, aber im Zeichen der guten Botschaft, des Evangeliums. Weil er uns befreit von Schuld, ist Umkehr keine Voraussetzung mehr für Gottes rettendes Eingreifen, sondern die Antwort darauf. Mit dem Auftrag zu taufen hat Jesus seine Jüngerinnen und Jünger in die Welt geschickt. In der Taufe ist auch uns Vergebung und neues Leben zugesprochen worden. Weil Jesus uns erlöst von aller Schuld soll unser Leben seine Richtung ändern. Wir sollen wegschauen von uns selber und hinschauen zu unseren Mitmenschen und Mitkreaturen, die Gott uns anvertraut.

Der Johannistag ist also auch im Blick auf Gottes Schöpfung ein Umkehrpunkt. Wir wissen längst: Viel Zeit zur Kurskorrektur bleibt uns im Blick auf die Klimakrise nicht mehr. Der heutige Tag könnte ein guter Anlass sein, damit Ernst zu machen.

 

Gedanken zum 20. Mai 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Frühlingsfarben

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Frühlingsfarben haben ihren ganz besonderen Charme. Das frische Grün, die zarten Farbtöne der Blüten und Blätter – Zeichen für das neu erwachende Leben, über das wir jedes Jahr neu staunen können. Das kahle Grau und Braun wird auch in der Stadt wieder mit Farbe versehen, wie von einem genialen kosmischen Künstler. Danke, Gott! Es ist noch nicht Sommer - der hat dann wieder seine ganz anderen Farben - , aber der Frühling ist sein wunderbarer Vorbote. Das Leben erscheint bunter, heller, leichter. Wir atmen auf.

Der Frühling hat wie auch jede andere Jahreszeit seinen Reiz. Wie schön, dass wir sie in ihrer Abfolge erfahren und in ihrem Rhythmus leben dürfen. Auch ein warmer Regen gehört zu einem guten Frühling. Die ganze Schöpfung braucht zum Wachsen das Wasser ebenso wie die Sonne, ganz besonders in der Frühlingszeit. Nichts davon ist selbstverständlich. Alles ist ein kostbares Geschenk Gottes.  

Wir Menschen haben im Blick auf die Jahreszeiten schon vieles durcheinander gebracht. Unser Lebensstil hat dazu geführt, dass es jetzt milde Winter, viel zu viel Trockenheit, zerstörerische Unwetter und Hitzerekorde gibt. Das Gleichgewicht der Natur geht verloren. Wie lange können wir noch die Verschiedenheit der Jahreszeiten und ihre ganz besonderen Ausprägungen erleben und in vollen Zügen auskosten? Und werden es unsere Kinder und Enkel noch können?

Frühling in der Stadt - er ist nicht nur in München so schön! Wir dürfen ihn zum Glück noch immer genießen. Und wir möchten ihn ganz gewiss auch in Zukunft nicht missen. Wie Sommer, Herbst und Winter verdient er in Gottes Namen unseren ganzen Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung. Vielleicht fällt uns das sogar im Frühling ein bisschen leichter als sonst.

 

Gedanken zum 22. April 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Ostersonne

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Das Kreuz im Licht des Ostermorgens. Es ist leer. Jesus Christus ist auferstanden von den Toten. Weil er lebt, hat der Tod nicht das letzte Wort. Weil er lebt, haben wir Hoffnung, dass das Leben stärker ist als die Mächte des Hasses, des Krieges und der Gewalt. Weil er lebt, hat auch Gottes ausgebeutete und geplünderte Schöpfung eine Zukunft.

Die strahlende Kraft der Sonne ist gewaltig. Wir können sie nur gefiltert anschauen. So ist sie auch ein Bild für Gottes Herrlichkeit. Sie ist für unsere Sinne und unseren Verstand viel zu groß. Und doch dürfen wir sie spüren und erfahren – nicht zuletzt in der Schönheit seiner Schöpfung.

Die Sonne schenkt unserem Planeten Erde Leben, das es ohne sie nicht gäbe. Genau im richtigen und dafür nötigen Abstand zur Erde ist sie. Und sie bietet sich als Energiequelle an. Gemessen an der Zeit für uns Menschen auf der Erde ist sie im Gegensatz zu allen fossilen Rohstoffen nahezu unerschöpflich. Zusammen mit der Kraft des Wassers und des Windes weist sie uns den Weg aus der Klimakrise. Beschreiten wir diesen Weg?

Die Sonne ist ein österliches Hoffnungszeichen für uns Menschen und alle unsere Mitgeschöpfe auf Gottes schöner Erde. Als Ostersymbol ist sie ein Zeichen für das Leben. Sie kann uns ermutigen, neue Wege zu gehen. Alle Kreuze der Erde, alle Katastrophen und Nöte, können wir nur anschauen und ertragen, weil sie im Licht der Auferstehung stehen. Wir müssen nicht verzweifeln, denn Gott wird das letzte Wort haben. Es wird ein Wort des Lebens sein.

 

Gedanken zum 18. März 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Frieden

Das Ausmaß und die Folgen der Erderhitzung sind noch größer als befürchtet. Der neueste Bericht des Weltklimarats lässt daran keinen Zweifel. Ökosysteme und das Leben von Milliarden Menschen sind schon jetzt schwer beeinträchtigt, vom Meeresgrund bis zu den Berggipfeln, vom Dorf bis zur Großstadt. Langsam schließt sich das Zeitfenster, in dem wir noch gegensteuern können.

Friedenstaube vor der Gethsemanekirche
Bildrechte Ralf Honig

Und dennoch rückt das Klima-Thema immer weiter in den Hintergrund. Zuerst durch die Pandemie. Und jetzt auch noch durch den Krieg, der für Menschen eine Katastrophe ist und der die Umwelt weiter zerstören wird. Anstatt miteinander daran zu arbeiten, dass die wichtigsten Klimaziele doch noch erreicht werden können, rückt eine Lösung dieses Menschheitsproblems in immer weitere Ferne. Eine paradoxe Situation.

Ist es schon zu spät? Rasen wir als Menschheit in unseren eigenen Untergang? Es ist wirklich zum Verzweifeln. Und vor dem Hintergrund unseres Glaubens stellt sich die Frage: Hat Gott die Geduld mit uns verloren? Hat er uns schon aufgegeben?

Der Apostel Paulus schreibt vom ängstlichen Harren der Kreatur, die seufzt und in Wehen liegt. Er sieht aber auch sie eingeschlossen in Gottes Frieden: „Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit. Zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ (Römer 8, 21) Was für ein Kontrast zu dem, was wie gerade erleben!

Läge es allein an uns, gäbe es kaum Grund zur Hoffnung. Aber im Vertrauen auf Gottes Zusage ist Resignieren keine Option. Alle Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht, alle Ängste und alle Zweifel können in unseren Gebetsruf münden: Herr, erbarme dich!

 

Gedanken zum 18. Februar 2022
von Pfarrer Ralf Honig

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No Planet B - ein Motto von „Fridays for Future“.
Nein, es gibt keine zweite Erde, wenn wir Menschen unseren Heimatplaneten endgültig ausgeplündert, ruiniert und unbewohnbar gemacht haben werden.

Die Menschheit einfach auf den Mars oder auf einen anderen Planeten umsiedeln? Eine Science-Fiction-Vision! Manche träumen tatsächlich davon.

Ganz unabhängig von den ungelösten technologischen Problemen bei einem derartigen Plan: Was für eine Geringachtung des wunderbaren Lebensraums Erde, den Gott uns anvertraut hat.
Und was für eine Anmaßung!

Beim genauen Hinschauen auf die Farben dieser Buchstaben entdecken wir noch eine zweite Botschaft. Kein Plan B. Und auch kein E. T. (auch diese Buchstaben sind hier versteckt) - kein Außerirdischer - wird uns retten. Wir können uns kein Hintertürchen als Fluchtweg offen halten. Nein, es gibt keinen Plan B, und wir brauchen auch keinen, wenn es uns gelingt, die Erde als bewohnbaren Lebensraum zu erhalten.

„Fridays for Future“ erinnert uns daran, dass wir den einen Plan brauchen, Plan A sozusagen.

Und der liegt schon seit Jahrzehnten vor, wurde aber zu lange nicht beachtet. Im Hören auf die Wissenschaft werden wir Lösungswege finden. Dabei ist eines klar: Es führt kein Weg an einer radikalen Änderung unseres Lebensstils vorbei. Wir alle, jede und jeder von uns, sind in der Verantwortung für die Zukunft.

Unsere Anstrengungen sollen deshalb keinen Fluchtplänen in Richtung andere Planeten gelten. Wir brauchen stattdessen alle Klugheit für Lösungen hier auf unserer wunderschönen Erde. Auch dafür hat Gott uns Geist und Verstand geschenkt. Unsere Kinder und Kindeskinder sind angewiesen auf unsere Einsicht und unser Gegensteuern. Nicht irgendwann. Jetzt. Ohne Wenn und Aber.

In Gottes Namen.

 

Gedanken zum 21. Januar 2022
von Pfarrer Ralf Honig

Schöpfung - warum?

Warum existiert das Universum? Warum bietet der Planet Erde einen Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen? Das ist ja alles andere als selbstverständlich. Es könnte ja einfach auch ganz anders sein. Es könnte einfach nichts existieren.

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Die Naturwissenschaft ist den Geheimnissen des Lebens auf der Spur. Aber trotz aller Erklärungen stößt sie an Grenzen des Erklärbaren. Am Ende bleibt die Frage nach dem Warum, nach dem Sinn des Ganzen, unbeantwortbar. Je mehr wir Menschen erforschen und verstehen, desto mehr staunen wir. Je mehr wir wissen, desto mehr sehen wir, was wir alles nicht wissen.

Der Schöpfungsbericht am Anfang der Bibel ist kein naturwissenschaftliches Traktat. Er ist ein Bekenntnis zu Gott, dem Schöpfer der Welt. Nach der Katastrophe der Zerstörung des Tempels in Jerusalem und der Verbannung nach Babylon begriffen die Verbannten, dass Gott nicht nur Israels Gott ist, sondern viel größer. In der Auseinandersetzung mit dem babylonischen Schöpfungsmythos entstand das Bekenntnis: Gott hat die Welt erschaffen.

Warum? Im Glauben an den dreieinigen Gott bekennen wir Christinnen und Christen uns dazu, dass Gott kein kosmischer Monarch ist, der sich selbst genügt, sondern selber ein Beziehungswesen: Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Und in der Welt hat er sich ein Gegenüber gemacht, an dem er sich freut. Er hat einen wunderbaren Lebensraum erschaffen, über den auch wir uns von Herzen freuen sollen. Und er hat uns Menschen Verantwortung dafür übertragen.

Heute führt uns die Klimakrise schmerzlich vor Augen, dass wir dieser Verantwortung in den letzten beiden Jahrhunderten nicht gerecht geworden sind, und wohin uns das geführt hat.

Die Zeit wird knapp. Noch können wir gegensteuern. Die Bewahrung von Gottes wunderbarer Schöpfung ist unsere einzig angemessene Antwort auf Gottes Liebe zu ihr.